Rezension: Schlaf gut! Die schönsten Gutenachtgeschichten
Im zweiten Teil der Miniserie zum Thema „Vorlesen“ möchte ich dir ein tolles Kinderbuch vorstellen. Jetzt hast du keine Ausreden mehr! Die sechs kurzen Geschichten zu Alltagsthemen mit Kindern sind für Vorleser und Kind gleichermaßen spannend. Schriftsatz und Illustration erleichtern das Lesen und regen zu Gesprächen an.
Auch ein über die Jahre hinweg immer mal wieder aufgelegtes „Supermarktbuch“ kann eine sinnvolle Anschaffung sein! Toll zum Vorlesen für zwei bis vierjährige Kinder ist „Schlaf gut! Die schönsten Gutenachteschichten“ von Jillian Harker. Die sechs Geschichten handeln vom ängstlichen Häschen, dem etwas zu lebhaften Bärenkind Racker und vom frechen Äffchen Mungo. Die kurzen Sätze werden zusammen mit den Illustrationen von Andy Everitt-Stewart, Julie Nicholson und Louise Gardner zum Gesamtkunstwerk, das Vorleser und Zuhörer gleichwohl Spaß macht. Mein Sohn liebt besonders das Affenkind Mungo und ich die Affenmama.
Na, hast du den Babyaffen meines Sohnes erkannt? Wie du siehst, hat er eine Affenmama, die dem gängigen Bild eines Affen entspricht UND die ihm vorliest. Mehr von Babyaffen gibt es im Gedicht Babyaffe.
Praktischerweise wiederholt Mungo den gleichen Unsinn drei Mal
Bei den beiden Mungo-Geschichten „Mutterseelen-allein“ und „Ganz allein“ geht es um Selbstständigkeit. In bestimmten Lebensphasen ist das ein ganz großes Thema für Kinder. Auf den Bildern gibt es neben den Hauptfiguren allerhand kleine Krabbler mit großen Augen zu entdecken. Die Gesichter der Tiere und Tierchen spiegeln eine große Palette an Gefühlen wieder. Diese sind auch für die Kleinsten gut entschlüsselbar. Sie bieten einen idealen Aufhänger für ein entwicklungspsychologisch interessantes Gespräch über Gefühle und deren Namen.
Praktischerweise wiederholt Mungo den gleichen Unsinn drei Mal. So kann das Kind frisch gelerntes vertiefen und gerade entdecktes gleich noch einmal entdecken. Vielleicht hat es sogar Spaß zeitweise in Mungos Rolle zu schlüpfen. Auf die wiederholte Frage nach dem lustigen Spiel kann es seiner statt mit „Grimassen schneiden“ antworten.
Endlich eine Bilderbuchmama, die nicht perfekt ist
Endlich eine Bilderbuchmama, die nicht perfekt ist! Wenn die Affenmama etwas von ihrem Sohn will, verwendet sie die gleichen sinnlosen Sätze wie ich auch oft: „Aber, Mungo, mir wäre es lieber, du würdest das nicht alleine ausprobieren.“ Bäng doppelter kapitaler Fehler. Natürlich weiß sie, dass das nicht funktionieren wird. Das Wort „nicht“ überhören Kinder. Es wird ersatzlos aus dem Satz gestrichen. Und vage formulierte Wünsche mit „mir wäre es lieber“ und „du würdest“ werden sowieso ignoriert.
Schon klar. Aber Erklären oder Verbieten haben auch nicht funktioniert. Doch den Gefahren des Dschungels aussetzen möchte man sein Kind dann doch nicht. Also probiert man es trotzdem. Und auch diesmal geht es schief. Mungo bringt alle Dschungelbewohner zur Weißglut. Trotzdem wird er bedingungslos geliebt.
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