Vor 20 Jahren, bevor der Slowfashion-Trend der Handarbeit wieder neuen Auftrieb gab, warf sie viele abschätzige Fragen auf: Ist das noch zeitgemäß? Macht die moderne, zeitgemäße Frau so etwas?
Als eine der zur damaligen Zeit sehr wenigen Informatikstudentinnen, war ich Teil eines Mentorinnen-Netzwerks, das Schülerinnen über die Chancen in MINT-Studiengängen und -Berufen informierte. Auf dem Weg zu einem Treffen mit der Mentorinnengruppe einer anderen Uni, packe ich im Reisebus mein Strickzeug aus… Und erntete völlige Unverständnis.
Handarbeit. Eine Traditionelle Frauentätigkeit. Ausgerechnet das, was den Frauen zugedacht war, während sich die Männer mit dem spannenden MINT-Bereicht befassten. Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. Handarbeit hat mir einfach schon immer Freude bereitet.
Heute würde ich antworten: Handarbeit ist kreativ. Man kann damit schöpfen, gestalten und sich ausdrücken. Unser Ziel ist es doch nicht die männlichen Fachidioten durch weibliche zu ersetzen. Wir Frauen wollen unsere Fähigkeiten frei entfalten und die Gesellschaft mitgestalten. Wir sollten uns nicht aus einer Einschränkung lösen, um uns eine andere selbst aufzuerlegen. Ist es nicht am lebenstauglichsten, wenn man Software programmieren und abgerissene Knöpfe annähen kann?
Nicht zuletzt würde ich die Handarbeit gerne in den MINT-Bereich mit aufnehmen. Für einen Tellerrock braucht man kein Schnittmuster, sondern die Formel zur Berechnung des Kreisumfangs.
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